Eine fiktive Merkel-Neujahrs- und Abschiedsrede

Ich wünsche Ihnen allen ein gesundes, frohes, erfolgreiches Jahr 2021. Es wird ein Jahr werden, in dem wir Mut und Kraft brauchen. Dies hängt damit zusammen, dass nicht nur die Folgen der Corona-Krise wirtschaftlich spürbar sein werden. Es hängt auch damit zusammen, dass die Pandemie die Folgen meiner gut gemeinten, aber oft leider nicht adäquaten Politik verstärken werden. Meine 16 Jahre im Amt sind von Krisen geprägt gewesen. Ich habe mir Mühe gegeben, diese zu bewältigen. Aber ich habe oft mit Methoden gearbeitet, die ich aus meiner Jugend in der DDR kannte. Agitation statt Argument, Ideologie statt Verantwortungsethik. In der Bankenkrise des Jahres 2008/9 hat mir Finanzminister Steinbrück die Last abgenommen, indem er die finanzpolitischen Garantien glaubwürdig verkauft hat. Diese Euro-Rettungsfonds habe ich aber benutzt, um die europäische Integration voranzutreiben. Wie unsere Ratspräsidentschaft aber gezeigt hat, hat das zu einer Umverteilung in Europa geführt, die weder den wettbewerbsschwachen Südländern hilft noch von den produktiven Nordländern zu stemmen ist. Ich habe nicht erkannt, dass man die starken Nationalstaaten stärken muss und nicht ein europäisches Einerlei auf niedrigem Niveau anstreben sollte. Deshalb ist Europa in meiner Amtszeit digital zu einer der rückständigen Regionen in der Welt geworden; die klassischen Industrien verlieren an Boden. Die guten Leute verlassen Deutschland.

Die Flüchtlingskrise habe ich durch falsche Andeutungen mit verstärkt. Es ist ein schwieriges Problem. Aber ich habe meinen ExpertInnen geglaubt, die gesagt haben, die Menschen aus dem Nahen Osten seien gebildet und integrationswillig. Das Ganze habe ich unterschätzt. Es ist nur den Leistungen der Menschen zu verdanken, dass sie das staatliche Versagen, durch meine Grenzöffnung verursacht, in den Jahren 2015 und 2016 aufgefangen haben. Ich muss mich bei den Frauen entschuldigen, die nicht mehr wie früher allein abends ausgehen können, weil sie auf Menschen aus Kulturkreisen treffen können, die mit dem Umgang nicht verschleierter Frauen überfordert sind. Mein Glaube an Multikulti durch gesellschaftliche Steuerung hat sich nicht bestätigt, die Idee ist in dieser Form gescheitert. Ich sehe das in meiner Heimatstadt Berlin, die teilweise im Clanchaos und Unrat versinkt.

Ich habe mit meiner Art des Regierens in Europa die Engländer aus der EU getrieben und die osteuropäischen Länder verschreckt, das tut mir leid. Ich hoffe, dass mein Nachfolger die EU wieder in eine weniger ideologische Richtung bringt.

Ich danke der hart arbeitenden und hohe Steuern zahlenden Bevölkerung für ihre Opfer und glaube, dass in Zukunft wieder mehr für diese Menschen getan werden wird. Ich habe mich überhoben, weil mich diverse Medien gehypt und zur moralischen Führerin und mächtigsten Frau der Welt ausgerufen haben. Das habe ich nicht verkraftet.

Ich habe mich treiben lassen von gesellschaftlichen Stimmungen und dem Druck von links wie bei der Energiewende. Den sorgfältig austarierten Atomausstieg über lange Frist habe ich aufgegeben zugunsten einer hysterischen Energiewendekonzeption, die arme Menschen noch ärmer gemacht hat und die Energiebilanz durch Braunkohle und Atomstromimporte sogar verschlechtert hat. Mit der Atomtechnik habe ich eine Zukunftstechnologie abgeschafft, weil das emotionale Menschen so wollten – gegen politischen Verstand. Ich habe die Bundeswehr nicht handlungsfähig organisieren können, sondern den Posten wie das Außenministerium nach politischen, nicht nach Kompetenzgesichtspunkten besetzt. Das war ein Fehler. Ich danke den Ärzten und Pflegekräften des Landes, die weit professioneller waren als unsere Politik. Denn wir haben auch in Bezug auf den Impfstoff die Kompetenz ins unfähige Brüssel verlagert und damit unsere eigene Unfähigkeit noch einmal klar dokumentiert. 

Ich wünsche dem deutschen Volk und den Parteien bei der Wahl meines Nachfolgers oder meiner Nachfolgerin ein glücklicheres Händchen und wünsche Ihnen ein gesundes, erfolgreiches 2021.

Ihre Angela Merkel